Aktuelles vom 29.03.2022

"Da wird viel Luft durch die Gegend gefahren."

Eine heute veröffentlichte Studie des Bundesverbands Paket und Expresslogistik (BIEK) zur Integration des ÖPNV in die Paketlogistik kommt zu dem Ergebnis: Es ist Potenzial vorhanden – wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Die dpa interviewte anlässlich der Studie auch Michael Frey vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) zum Verbundprojekt LogIKTram, was von mehreren Medien veröffentlicht wurde, u. a. von schiene.de und heise. Denn Leerfahrten von Straßenbahnen bieten für den Gütertransport die Chance, dass solche Transportkapazitäten besser genutzt werden können für die Beförderung von Paketen und Gütern generell. Das Karlsruher Projekt stehe dabei „beispielhaft für die Ambitionen der Paketbranche“. Städte würden entlastet und CO2 eingespart.

Dies unterstreichen auch die Ergebnisse der Studie „KEP und ÖPNV – Chance für die letzte Meile? Untersuchung zur Nutzung von öffentlichen Nahverkehrssystemen für den Pakettransport auf der letzten Meile“. Gemäß der BIEK-Pressemitteilungen sind die zentralen Ergebnisse dieser folgende:

  • Der Transport von Paketen in ÖPNV-Fahrzeugen sollte bevorzugt im Mischbetrieb aus Personen und Gütern erfolgen. Ein exklusiver Güterbetrieb lässt sich eher nicht umsetzen.
  • Die Nutzung von ÖPNV zum Gütertransport im Mischbetrieb sollte in Nebenzeiten erfolgen, wenn die ÖPNV-Kapazitäten nicht ausgelastet sind – mit Vorrang der Personenbeförderung.
  • Zur Umsetzung von Gütertransporten via ÖPNV im Mischbetrieb wäre zunächst ein politischer Wille notwendig, auf allen föderalen Ebenen in Deutschland. Die Politik müsste den notwendigen Rahmen schaffen, damit der Gütertransport ein zulässiges Tätigkeitsfeld von ÖPNV-Betreibern werden könnte.
  • Für die erforderlichen Investitionen wären Förderungen notwendig. Dies beträfe etwa logistikgerechte Umbauten an ÖPNV-Verkehrsmitteln und an der Infrastruktur.
  • Die erfolgreiche logistische ÖPNV-Integration in die letzte Meile des Pakettransports hinge stark ab von der Lage der KEP-Depots, der Zustellgebiete in den ÖPNV-Netzen und den logistischen Eignungen der ÖPNV-Verkehrssysteme selbst.
  • Je länger die Strecke, auf der Pakete im ÖPNV transportiert werden würden, desto ökoeffizienter wäre das Konzept und desto weniger fielen die zusätzlich notwendigen Umschlagsprozesse ins Gewicht. Vor allem für Mittel- und Kleinstädte in größeren Ballungsräumen böte sich das Konzept an, denn hier werden längere Strecken als Direktverbindungen mit dem Schienennahverkehr zurückgelegt.
  • Eine sinnvolle Erweiterung des Konzepts wären anbieteroffene Paketstationen für zeitunkritische Paketsendungen an geeigneten Zielbahnhöfen bzw. Haltestellen.
  • Es sollten standardisierte Wechselbehälter zum Einsatz kommen, um den Aufwand bei der Zulassung von logistikgerechten Umbauten der ÖPNV-Verkehrsmittel zur Ladungssicherung zu reduzieren. Zudem müssten die Wechselbehälter auf alle marktgängigen Lastenradmodelle und auf die Anlagentechnik in KEP-Depots angepasst werden.
  • Strittig wären Fragen zum Risikoübergang, zur Haftung und zu möglichen Regressforderungen, wenn der Transportauftrag durch ÖPNV-Betreiber nicht erfüllt wird. Auch etwaige Personalkapazitäten für den zweifachen Behälterumschlag im kombinierten Verkehr wären zu klären.

Die vollständige Studie sowie weitere Informationen stehen unterhalb der BIEK-Pressemitteilung zum Download bereit.